Adventskalender – Türchen Nr. 15
Heute verbirgt sich ein Buchtipp hinter unserem Türchen – Rasmus Schöll, Inhaber der Aegis Literatur Buchhandlung, die erst kürzlich mit dem Deutschen Buchhandelspreis ausgezeichnet worden ist, legt uns das Buch „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood ans Herz:
„Margaret Atwood auf einer Leseliste im November 2020? Nein, die Kanadierin Margaret Atwood ist alles andere als eine Neuentdeckung und trotzdem ist ihr Roman „Der Report der Magd“ – erschienen 1985 – aktueller denn je: Im weitesten Sinne beschreibt der Roman ein dystopisches Zukunftsszenario, welches aus jetziger Sicht aber gar nicht mehr so unvorstellbar scheint. Die USA als solches gibt es nicht mehr – Teile des Landes wurden übernommen von religiösen Fundamentalisten und in „Gilead“ umbenannt. Der biblische Name schwingt mit, doch das von einer Militärdiktatur regierte Land ist alles andere als paradiesisch. Frauen haben in Gilead keine Rechte, ihre einzige Daseinsberechtigung ist das Kinderkriegen, doch genau das gestaltet sich wegen zunehmender Unfruchtbarkeit in der Gesellschaft als Folge einer Verseuchung als besonders schwierig. Der Roman erzählt vom Schicksal fruchtbarer Frauen – Mägde – die den Familien des Establishments als Leihmütter vorbehalten werden. In solch eine Familie gerät auch die Protagonistin des Buches, Desfred.
„Der Report der Magd“ ist erschreckend realistisch, denn vor allem das erzählte Regime erinnert immer wieder an Entwicklungen, die sich gerade in der Welt beobachten lassen. Margaret Atwood schreibt ohne Beschönigungen. Der Roman ist detailreich, ausdrucksvoll und lebendig. Warum wir ihn gerade jetzt lesen? Der rote Kapuzenumhang der Mägde ist zum Symbol des feministischen Aktivismus geworden und war insbesondere in Demonstrationen während der Wahlen von Boris Johnson und Donald Trump als Zeichen des Widerstands zu sehen. An Aufmerksamkeit gewann der Roman jedoch erst nachdem ein amerikanischer Streamingdienst ihn 2017 als Serie adaptierte, die so erfolgreich wurde, dass Margaret Atwood letztes Jahr – 15 Jahre später – sogar einen zweiten Teil des Buches veröffentlichte („Die Zeuginnen“).“
Gerne möchten wir ein Exemplar von „Der Report der Magd“ als Lektüre für den Lockdown verlosen. Schreiben Sie uns eine E-Mail und Sie nehmen an der Verlosung teil!