Adventskalender – Türchen Nr. 16
Wenn wir unsere Kolleg*innen im Museum Ulm besuchen möchten, führt unser Weg über den Steg auch an der „Höhle des Löwenmenschen“ in der Archäologie vorbei. Heute möchten wir euch deshalb diese weltweit einzigartige Mensch-Tier-Skulptur aus Mammutelfenbein ein wenig näher vorstellen.
Der Löwenmensch aus der Stadel-Höhle im Lonetal bei Ulm, die zum UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ zählt, ist eine der spektakulärsten Entdeckungen der Eiszeit-Archäologie. Die Statuette wurde vor 40.000 Jahren meisterhaft aus dem Stoßzahn eines Mammuts geschnitzt. Mit rund 31 Zentimeter Höhe ist der Löwenmensch die größte Skulptur der Eiszeit-Kunst und das älteste Abbild eines Fabelwesens.
So geheimnisvoll wie der Löwenmensch selbst ist auch die Geschichte seiner Entdeckung und Erforschung. Geborgen werden Bruchstücke der Skulptur bereits im August 1939 bei Ausgrabungen in der Stadel-Höhle am Felsmassiv Hohlenstein. Diese gingen durch den Nachlass des Paläontologen Robert Wetzel in den Besitz des Museums über. 1969 fallen einem Archäologen bei Arbeiten im Museumsmagazin Schnitzspuren an den Fragmenten auf. Er fügt die Splitter zu einer etwa 30 cm großen, vollplastischen Figur zusammen. In den Folgejahren werden weitere Teile erkannt und angesetzt, 1988 wird die Statuette erstmals professionell restauriert, seit 1994 ist sie unter dem Begriff Löwenmensch bekannt. Ein weiteres Kapitel in der Entdeckungsgeschichte wird 2009 aufgeschlagen: Bei neuen Forschungen des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg in der Stadel-Höhle gelingt es überraschend, die Fundstelle der Statuette aus dem Jahr 1939 zu lokalisieren. Bei den Grabungen bis 2013 werden weitere wesentliche Elfenbeinstücke entdeckt. In aufwendigen Restaurierungsprojekten konnte die nunmehr aus über 300 Teilen zusammengesetzte Figur weiter vervollständigt werden.